Über das Schreiben

Die Schriftstellerin Toni Morrison hat einmal gesagt:

„If there‘s a book that you want to read, but it hasn’t been written yet, then you must write it“ – „Wenn du ein Buch lesen willst, das noch nicht geschrieben wurde, musst du es selbst schreiben.“

Das Zitat habe ich zum ersten Mal gehört, als mein Roman schon fertig war, aber es hat mir trotzdem sofort aus der Seele gesprochen und sozusagen noch ein Ausrufezeichen dahinter gesetzt.

Seit meiner Jugend waren schon immer Geschichten in mir, von denen ich unbedingt wissen wollte, wie sie weitergehen. Aber niemand außer mir konnte diese Frage beantworten. Doch ein Buch zu schreiben ist natürlich leichter gesagt, als getan. Aus heutiger Sicht kann ich behaupten, dass ich ganze 25 Jahre üben musste, bevor ein vollständiger Roman dabei herausgekommen ist. 25 Jahre voller Wortfindungsstörungen, Gedankenknoten, Schreibblockaden und einem Endlos-Manuskript, das mir irgendwann über den Kopf gewachsen ist. 2017 schlichen sich dann Moritz und Sophie in meinen Kopf und wollten mir unbedingt ihre Geschichte erzählen.

Seitdem werde ich oft gefragt, wie ich ausgerechnet auf dieses Thema gekommen bin. Doch die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Für mich sollte ein richtig guter Liebesroman nicht nur Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch beinhalten, sondern auch ernsthafte Themen anschneiden. Etwas, das berührt, bewegt und zum Nachdenken anregt. Nachdem ich im März 2017 einen der interessantesten und anschaulichsten Erste-Hilfe-Kurse in meiner Laufbahn als betriebliche Ersthelferin erleben durfte, hatte ich mein Thema gefunden – oder das Thema mich. Im Anschluss an diesen Lehrgang fielen mir mehr und mehr die immer häufigeren Meldungen über blockierte Rettungsgassen, Gaffer und Gewalt gegen die Rettungskräfte auf, und mit jedem weiteren Vorfall nahm die Idee zu meinem Roman mehr Gestalt an. Also habe ich anhand von Internet-Artikeln, Dokumentationen und Büchern von echten Rettungsassistenten bzw. Notärzten fleißig recherchiert, während Moritz und Sophie mir den gefühlvollen Teil zuflüsterten. Ziemlich genau ein Jahr lang haben wir drei uns in ein Wechselbad aus locker-leichten Episoden, großen Gefühlen und der ernsten Thematik gestürzt, um eine mitreißende und berührende Geschichte daraus entstehen zu lassen.

Danach war allerdings nicht etwa Schluss mit der Leidenschaft fürs Schreiben. Nach dem Buch ist ja bekanntlich vor dem Buch. Und  von unterlassener Hilfeleistung war es nur ein ganz kleiner Schritt zum nächsten Thema: Zivilcourage. Was tun, wenn auf offener Straße jemand in Bedrängnis gerät? Wegschauen, als wäre nichts? Darauf hoffen, dass sich jemand anders darum kümmert? Oder beherzt eingreifen? Dass selbst Letzteres falsch bzw. riskant sein kann, haben viele Medienberichte gezeigt, bei denen die Helfer plötzlich selbst zum Opfer wurden, teils mit tödlichem Ausgang wie z.B. im Fall von Dominik Brunner.  Genau solche Berichte schlummerten seit Jahren bei mir im Hinterkopf herum, regelmäßig befeuert durch die Sendung Aktenzeichen XY, und hatten offenbar nur darauf gewartet, durch Anna, Lukas und Felix in eine neue spannende und gefühlvolle Geschichte verpackt zu werden.

Was jeweils dabei herausgekommen ist? Lesen Sie selbst, falls Sie es noch nicht getan haben! Und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie dabei genauso viel Freude haben wie ich beim Schreiben.